Philosophie Hundeerziehung



Gut erzogen!
Ist ein Hund gut erzogen, wenn er Kommandos wie "Sitz", "Platz" und "Fuß" beherrscht? Und was überhaupt ist gut erzogen?

Die meisten Hunde, die ihren Haltern Schwierigkeiten bereiten, können diese formalen Kommandos, haben aber häufig nicht gelernt, sich in ihrem Umfeld angepasst zu verhalten; haben nicht gelernt, dass der Besuch nicht angesprungen wird, der Postbote oder das Nachbarkind nicht bedroht werden darf.

 
Philosphie Hundeerziehung

Diese Hunde haben nicht erfahren dürfen, sich innerhalb vom Menschen definierter Grenzen frei zu bewegen. Im schlimmsten Fall bewegen sie sich grenzen- und hemmungslos frei und werden dabei durchaus zur Gefahr ihrer Umwelt. In weniger drastischen Szenarien nerven sie einfach nur. Auch ein Hund sollte lernen dürfen, was erlaubt ist - und was eben auch nicht. Dürfen deshalb, weil gesetzte Grenzen für einen Hund nicht Einengung, sondern soziale Sicherheit bedeuten.


Damit ist Hundeerziehung - und hier ist der Schwerpunkt in der Arbeit der Hundeschule NelloBello mit Menschen und ihren Hunden - eben weit mehr als das bloße Abfragen und Beherrschen von formalen Kommandos.

Erziehung ist ein sozialer Prozess. Sie besteht aus Lust am Gegenüber Hund, dem fairen Umgang mit dem Hund - aber auch aus Konflikten, deren Annahme und Bewältigung - eben auch aus sozialer Reibung in der Beziehung zwischen Mensch und Hund.

Erziehung heißt Verantwortung zu übernehmen und entscheiden zu können, wann in hundliches Verhalten eingegriffen werden muss und wann nicht - und den eigenen Hund in schwierigen Situationen nicht selbst entscheiden zu lassen.



Medienverwirrung
Oft sind Hundehalter verwirrt, weil sie sich durch ganze Bibliotheken der Hundeerziehung gelesen, viele "Methoden" ausprobiert haben, ihren Hund ablenken - oder auch bestrafen.

Dabei kommt es nicht auf irgendwelche Hundeerziehungsmethoden an und auch nicht auf so beliebte Verallgemeinerungen (wie: der Hund darf nie aufs Sofa etc.), sondern auf die Beziehung im Team Mensch - Hund. "Immer" und "nie" sind bei Erziehungsfragen kaum hilfreich. Hunde brauchen ihre Menschen, um sich im Alltagsgeschehen orientieren zu können. Dazu muss der Mensch soziale Kompetenz besitzen - um Regeln für den Hund aufzustellen und um auf deren Einhaltung bestehen zu können.

Diese soziale Kompetenz lässt sich jedoch weder durch Gewalt erzwingen noch durch Leckerlies erkaufen. Hier ist eine klare Kommunikation zwischen Mensch und Hund nötig, denn ein Hund "liest" uns den ganzen Tag. Oft klaffen zwischen dem, was wir meinen und dem was der Hund tatsächlich von uns wahrnimmt, große Unterschiede. Ist der Mensch in der Lage, für seinen Hund verständlich zu kommunizieren und sich authentisch zu verhalten, kann er auch Regeln für den Hund aufstellen und durchsetzen.

Hund und Mensch heute
Die Beziehung zum Hund hat sich in den letzten Jahrzehnten in unserer Gesellschaft stark gewandelt. Der Hund ist zum geliebten Sozialpartner geworden, zum Kindersatz ... zum Sportgerät. Leider sind darüber auch oftmals hundliche Bedürfnisse und soziale Strukturen in Vergessenheit geraten.

Leben Hunde ohne Regeln in unserer Gesellschaft, können sie auch nicht wissen, was richtig oder falsch ist. Die Folgen sind oft genug fatal. Menschen betreiben dann häufig Ursachenforschung nach dem WARUM hundlichen Verhaltens (was grundsätzlich richtig ist).

Aber während man noch forscht ist der Augenblick, in dem der Hund hätte erzogen werden können, verstrichen. Der Mensch hat dabei versäumt dem Hund zu sagen, was er tun oder lassen soll. Der Hund kann so nicht lernen, was er stattdessen tun soll. Hundeerziehung bedeutet sich kümmern und nicht einstudierte Kommandos abzufragen.

Dabei kann das Leben mit einem Hund einfach sein. Indem der Mensch seinem Hund Grenzen setzt, innerhalb derer er sich bewegen kann. Und je früher ein Hund lernt, sich in einem ihm gesetzten Rahmen zu bewegen, desto mehr Freiheiten wiederum können ihm zugestanden werden. Werden Hunde darüber hinaus entsprechend Ihrer Bedürfnisse beschäftigt, sind das gute Grundpfeiler für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Hund.

Hundeerziehung ist nicht auf Leberwurst und Bällchen reduzierbar. Neben dem Spaß, den man mit seinem Hund haben soll, geht es auch darum, als Mensch alltägliche Konflikte mit ihm anzunehmen und aushalten zu können. Für den Hund gilt das ebenso umgekehrt. Das hat dann nicht nur mit Erziehung, sondern auch mit Beziehung zu tun.

Diese Gedanken möchte ich mit den Worten von Nadin Matthews (Gründerin und Inhaberin von dogument - Aus- und Weiterbildung im Hundetraining) schließen und Sie erstmal Ihren eigenen überlassen:

"Erziehung ist bunt, wild, wunderschön und manchmal ein notwendiges Ärgernis."   
(Zitat, Quelle:www.nadin-matthews.de, Artikel von J. Esser)